Oct 11, 2023
Bei BEKI kanalisieren zwei Künstler Visionen von Zuhause
Beth El Keser Israel
Beth El Keser Israel | Glaube & Spiritualität | Kunst & Kultur | Westville
Naomi Safran-Hons „Going Home“ und Suzanne Neusners „Fiber Arts“ sind bis zum 4. bzw. 28. Juni bei BEKI zu sehen. Al Larriva-Latt-Fotos.
Oben in der Kongregation Beth El-Keser Israel gibt es einen langen Flur, in dem über ein Dutzend handgefertigte Steppdecken in verschiedenen Formen und Größen die Wände bedecken. Sie erstrecken sich vom Flur bis in die Hauptlobby, wo sie über den bequemen braunen Sofas hängen.
Unten, im Untergeschoss, hängen fünf Leinwände, die so groß und faszinierend sind, dass sie ein Teil der Wand zu werden scheinen.
In den Ausstellungsräumen im Ober- und Untergeschoss der Synagoge sind bis zum 4. bzw. 28. Juni Naomi Safran-Hons „Going Home“ und Suzanne Neusners „Fiber Arts“ zu sehen. Beide gehen von materialorientierten Ansätzen aus, um größere Fragen zum Zuhause zu stellen.
Nichtmitglieder von Beth El–Keser Israel (BEKI) können sich per E-Mail an [email protected] für die Show anmelden. Die Synagoge befindet sich in der Harrison St. 85 im Stadtteil Westville in New Haven.
In Fiber Arts übersetzt und transformiert Neusner ihre natürliche Landschaft im Hudson Valley in abstrakte Formen und Motive.
Neusners Arbeiten hängen zwischen den Sofas der Hauptlobby und angrenzend an zwei Heiligtumsräume und strotzen vor kräftigen Farben, eigenwilligen Formen und einer Affinität, die Grenzen der Faserkunst zu verschieben. Obwohl Weben und Quilten seit 35 Jahren ihr Schwerpunkt sind, hat die Künstlerin in einer Vielzahl von Medien gearbeitet, darunter Malerei, Druckgrafik und Glasmalerei. In Fiber Arts übersetzt und transformiert sie ihre natürliche Landschaft im Hudson Valley in abstrakte Formen und Motive.
Wenn man durch den Ausstellungsraum im ersten Stock schlendert, wird Nausners Experimentieren mit verschiedenen Medien deutlich. Sie näht Stoffe zu komplexen Matrizen aus Form, Linie und Farbe und schafft so komplexe Muster und dichte Kompositionen.
Die Dreidimensionalität ihrer Arbeit ist offensichtlich. In der rechteckigen Stepparbeit „Introspection“ wölben sich die gewellten Kanten des Rahmens nach außen zum Betrachter hin. In der Mitte der Steppdecke befindet sich die Silhouette eines menschlichen Kopfes und Rumpfes, die im privaten und intimen Raum des Rahmens Zuflucht zu suchen scheint.
An der gegenüberliegenden Wand des Flurs, der zur Galerie wurde, führt Neusner dieses dreidimensionale Ereignis weiter aus. In der mehrseitigen Steppdecke „Das Buch des Lebens“ entfalten sich drei gesteppte Seiten aus der gesteppten „Rückseite“ des Buches und werfen einen leichten Schatten auf die Galeriewand. Die Seiten sind dick, gepolstert und mit Ausschnitten aus Blumen und Blättern verziert. Mit dem Grundmaterial Faden verleiht Neusner häuslichen Gegenständen eine religiöse Bedeutung und umgekehrt.
„Untersetzer.“
Diese Dreidimensionalität setzt sich in der kreisförmigen Steppdecke „Coaster“ fort. Das Zentrum wird von einer amöbenartigen Abstraktion mit wellenförmigen Fortsätzen verankert. Handgemalte Punkte in verschiedenen Farben und Größen besprühen den Stoff und zaubern mikroskopisch kleine Zellen oder Wassertröpfchen. Konzentrische Kreise, die auf den Stoff gestickt sind, laufen kaskadenförmig auf die runde Kante der Steppdecke zu und ahmen die Bewegung eines Teichs oder Sees nach. „Coaster“ wird zum Querschnitt eines Wasserlebensraums im Hudson River Valley.
Während die Natur in der Decke widerhallt, hallt auch das Judentum wider. Das Gitter aus Kreisen und Punkten erzeugt eine Textur, die der von ungesäuertem Brot ähnelt. Der runde Körper der Steppdecke, der sich biegt und faltet, wenn er von der Wandhalterung genommen wird, erinnert an die runde Matze zu Pessach.
Die Steppdecke „Coaster“ ist multifunktional. Es ist gleichzeitig ein funktionierender Haushaltsgegenstand, eine Meditation über die Natur und eine Beschwörung des Judentums – es vermischt und verstärkt seine verschiedenen Verwendungszwecke.
Über die breite Wendeltreppe gelangt man in die untere Ebene der Synagoge. Ein Foyer dient gleichzeitig als Ausstellungsraum. Durch eine offene Tür gelangt man in den Gesellschaftsraum im Erdgeschoss, wo sich Tische und Stühle quer durch den Raum erstrecken. Hier geht das jüdische Leben weiter, hier werden Brunchs abgehalten, Meilensteine markiert und B'nei Mizwot gefeiert.
„The Memory of a Shifting Ceiling“, 2019. Acryl, Goache, Zement, Archiv-Tintenstrahl auf Leinwand.
Und doch sind die Wände des Foyers auf der unteren Ebene, an denen fünf großformatige Mixed-Media-Gemälde hängen, mit Betonschutt und dem Anblick des Verfalls verstopft (ein weiteres Gemälde hängt in der vorderen Lobby).
Naomi Safran-Hon wuchs in Haifa auf, bevor sie in die Vereinigten Staaten zog, wo sie bei Brandeis und der Yale School of Art ausgebildet wurde. Ihre Ausstellung „Going Home“ konzentriert sich auf das historische Viertel Wadi Salib in Haifa – selbst ein Gebiet, das einige Künstler und viele Vertriebene immer noch als Teil Palästinas bezeichnen. Die Vereinten Nationen erklärten es erstmals 1947 zum offiziellen jüdischen Staat.
„Wadi Salib: Mirror Bed“, 2014. Archivierter Tintenstrahldruck, Spitze und Zement auf Stoff und Leinwand.
Wie Neusner ist auch Safran-Hons Praxis vom Material fasziniert. Sie macht dokumentarische Fotos von den Überresten der Wadi Salib-Häuser und vergrößert die Fotos zu riesigen Tintenstrahldrucken. Sie beschichtet die Oberfläche des Fotos mit Beton, so wie man eine Hauswand verstärken könnte, und stapelt Betonpartikel zu stalaktitenartigen Gebilden. Sie spannt auch Spitze über die Oberfläche des Fotos.
Das Ergebnis ist eine Sammlung von Stücken, die die Grenze zwischen Inhalt und Form ausloten.
Das Diptychon „Wadi Salib: Spiegelbett“ hängt an der Wand, die dem Versammlungssaal am nächsten liegt. Die Szene ist vergrößert, vergrößert und zunächst schwer zu erkennen. In der Mitte liegt eine zerrissene Matratze, die den bereits vorhandenen Spalt zwischen den Rändern der beiden Leinwände nutzt. Die Bettrahmen sind horizontal, schwanken und weichen voneinander ab, wobei sie sich an den gegenüberliegenden Kanten des Rahmens nach hinten biegen. Material – Baumwollfüllung, Holzlatten, Fasern – stöhnt über den Spalt.
Der Raum um die Betten trägt die Stoßwellen des Bruchs. Skulpturale Betonansammlungen verlaufen strahlenförmig von der Mitte zu den Rändern der Leinwand. Gesprenkelte Farben zittern auf den beiden Leinwänden, auf denen Rotgussgrau in ein erdiges Grün übergeht. Das Muster erinnert an militärische Tarnung oder an eine knorrige, über Jahre hinweg entstandene Schimmelbildung. Der Bruch hat eine Endgültigkeit – das Gefühl, dass die zerbrochenen Teile mit zunehmender Entropie weiter auseinanderbrechen werden.
„Drei Türen in mein blaues Herz in Pink und Orange“, 2018. Acrylfarbe, Zement und Spitze auf Leinwand.
Sie spiegelt diesen Surrealismus in „Drei Türen in mein blaues Herz in Rosa und Orange“ wider. In der oberen rechten Ecke wölbt sich die Decke eines Hauses nach außen. Es ist strukturiert und dreidimensional und scheint physisch in den Ausstellungsraum hineinzutaumeln. Die drei Wände des Raumes erstrahlen in Gunmetal-Grau, Aquamarinblau und einem Grünton, der Verfall symbolisiert.
Aus den beiden leeren Türen leuchten Orange und Rosa in eindringlichen Farbtönen – Sonnenuntergang, Neon –, die warmes, beunruhigendes, eindringliches Licht in den Raum strömen lassen. In den Räumen herrscht ein ruheloser Stillstand, die Intensität der Abwesenheit. Es ist ein Gemälde, mit dem man Zeit verbringen und das man in die Poren eindringen lassen muss, bis es den Raum der Ausstellungsgalerie durchdringt und untrennbar mit der gegenwärtigen Realität verbunden wird. Safran-Hon bringt den Verfall der zerbrochenen israelisch-palästinensischen Beziehungen in die Synagoge und zerbricht den heiligen und gemeinschaftlichen Raum des Zuhauses.
Das „mein“ im Titel des Gemäldes „Drei Türen in mein blaues Herz in Rosa und Orange“ personalisiert die Zerstörung im Wadi Salib und betont die gemeinsame Auswirkung der Ereignisse im Wadi Salib auf Safran-Hons eigenes Leben. Die Häuser sind nicht nur physische Strukturen, sondern Körper, Organe von Menschen.
„The Memory of a Shifting Ceiling“, 2019, Acryl, Goache, Zement, Archiv-Tintenstrahl auf Leinwand.
In einem Gemälde im obersten Stockwerk mit dem Titel „Die Erinnerung an eine sich verändernde Decke“ bewegt sich Safran-Hon in Richtung Realismus. Da ist das Innere eines Hauses, höhlenartig und mit hohen Decken. Durch das gezahnte Dach dringt Licht ein und erfüllt den Raum mit Licht. Betonbrocken sind auf dem Boden verstreut und bilden eine Art stacheligen und wirren Teppich. Ganz hinten an den Wänden befinden sich Safran-Hons charakteristische Türen (wieder aus „Drei Türen in mein Herz“), die einen sanften, eindringlichen Glanz auf den zerstörten Boden ausstrahlen.
Auf die Art und Weise, wie ein Bauarbeiter Zement mischt, hat Safran-Hon Beton entlang von Abschnitten der linken Wand verteilt und so die bunte Farbigkeit noch verstärkt. Die Wände ragen kraftvoll aus dem Fundament empor, stabil und aufrecht und scheinen dem Gewicht des Betons zu trotzen, den Safran-Hon an den Wänden befestigt hat. Trotz der Überreste von Gewalt, Vertreibung und Tod hat die Szene eine Art verwirrende Schönheit. Die Szene ist auch von einer Art schwankendem Unbehagen erfüllt.
Safran-Hons Arbeiten stehen somit vor der gleichen Herausforderung wie der Ausstellungstext: Ist der von den Landschaften hervorgerufene Eindruck ausreichend, um an die Menschen im Zentrum des Konflikts zu erinnern? Safran-Hons Ausstellung bringt dieses Spannungsverhältnis gekonnt ans Licht.
Nichtmitglieder von Beth El–Keser Israel (BEKI) können sich per E-Mail an [email protected] für die Show anmelden. Die Synagoge befindet sich in der Harrison St. 85 im Stadtteil Westville in New Haven.